01.11.2011 Seghal- Seminarbericht November 2011

Nach einleitenden Worten über Samuel Hahnemann, den Organon und die große Bedeutung der Gemütssymptome bei der Arzneimittelwahl kam Sanjay Sehgal auf eine 49-jährige Patientin (Ärztin und Psychotherapeutin) zu sprechen, deren Hauptproblem die Rötung der Haut bei Erregung war, wenn sie auf einen Patienten wartete. Sie hatte bis dato vergeblich alle möglichen Mittel ausprobiert. Eine der Rubriken zur Lösung des Falls war: „Wahnideen - verzaubert und kann den Zauber nicht brechen“ und das heilende Mittel war Lachesis. Interessant war auch die Anwendung der Rubrik: „Selbstkontrolle, Verlust der“ bei der Aussage der Patientin: „Ich möchte nicht vor Ihnen weinen. Ich kann es aber nicht.“
Sanjay Sehgal stellte eine 61jährige Patientin vor, deren größtes Hauptproblem seit 20 Jahren das Schlafen während der Seminare war (das Einschlafen während des Autofahrens war für sie nicht so wichtig, weil hupende Autofahrer sie dann sowieso aufweckten). Sie wollte Sanjay testen, ob er zu einem anderen Mittel als Belladonna bei ihr käme. Sanjay hatte bei ihr das Gefühl, dass sie ihn auf die Probe stellen wollte, weil ihr bisher niemand helfen konnte. Dafür benutzte er die Rubrik: „Spotten - Satire, Lust an“. Neben den Rubriken: „Frivol“ und „sachlich, vernünftig“ kam er auf das heilende Mittel Lachesis.
Dann kam er auf einen Ignatia-Patienten zu sprechen, dessen Hauptproblem seine Vergesslichkeit war. So konnte er sich z.B. während des Wählens am Handy nicht mehr erinnern, wen er eigentlich anrufen wollte.
Schließlich wurde ein Video gezeigt, worin ein 31-jähriger Patient wegen Husten kam. Er war durch seine Erkrankung so vorsichtig geworden, dass er nicht mit angeschalteter Klimaanlage und Ventilator gleichzeitig schlief; lieber hielt er Temperaturen von 28 Grad aus, aus Angst, es könnte ihm schaden. Er war immer in Eile und ungeduldig bei der Arbeit. Wenn andere krank waren, dann litt er sehr darunter. Er vermied es ebenfalls Eiscreme zu essen, sogar kaltes Wasser trank er nicht mehr aus lauter Vorsicht um seine Gesundheit. Das heilende Mittel war Nux vomica. Benutzte Rubriken zur Lösung des Falls waren u.a.
- Eile, Hast - immer, in Eile (Always in hurry)
- Ungeduld - Arbeit; bei der (Impatience in working )
- Beschwerden durch - Sorgen, Kummer (Ailment from – care, worries).
Ein einjähriges Kind wurde gezeigt, das unter Frühjahrskonjunktivitis (vernale Keratokonjunktivitis, spring catarrh) litt. Es war während der Infektion reizbarer als sonst und aß nur zwei Bissen – mehr wollte es nicht essen. Es kratzte sich auch trotz Ermahnungen der Eltern. Auffallend war, dass es im Arztzimmer hastig nach allem Möglichen griff, das in der Nähe war. Es wurde schnell zornig, wenn etwas verweigert wurde. Es war nur zu beruhigen, wenn man sich mit ihm befasste. Die Rubriken waren:
- Gebärden, Gesten, macht - Hände, streckt sie aus oder greift nach etwas
- Hartnäckigkeit (Pertinacity)
- Zorn durch Widerspruch
- Beruhigen, lässt sich nicht - getragen wird, nur wenn es
Ein 49-jähriger Geschäftsmann, der unter Depressionen und Zittern in den Beinen litt, hatte keine Lust mehr in sein Geschäft zu gehen. Er blieb morgens im Bett bis um 13 Uhr, bis sein Vater ihn herausholte und ihn zwang ins Geschäft zu gehen. Er wurde zornig, wenn seine Familie ihn zu etwas zwang. Silicea war das heilende Mittel.
Ein 4,5 jähriger Junge kam mit Sprachproblemen in die Praxis. Er lernte erst mit 10 Monaten zu krabbeln und mit 15 Monaten zu gehen. Er bekam Antibiotika gegen seine Erkältungen. Plötzlich nach einem Jahr hörte er mit dem Sprechen auf. Er klammerte sich an seine Mutter. Gelsemium war das heilende Mittel.
Am nächsten Tag differenzierte Yogesh Sehgal zwischen Silicea und Lycopodium. Einen breiten Raum nahm bei ihm die Besprechung in der Rubrik „Cautious“ (Vorsichtig) enthaltenen Mittel ein. Dabei kam er u.a. auf den vorsichtigen Cactus (cact.) zu sprechen. So wollte z.B. ein cact.-Patient den Herzinfarkt mit absichtlichem Husten vermeiden. Für dieses Verhalten nahm er die Rubrik: „Albernes Benehmen - groteskes Verhalten“ (Foolish behavior - grotesque behavior).
Über das Mittel Graphites wurden ein paar Fälle vorgestellt und deren Rubriken besprochen. Graphites sind sehr einfache (simple person), unkultivierte (unrefined), übergewichtige Personen und sind unempfindlich gegen jedwelche Reize (Stimulus). Bei der Anamnese kann man nur sehr schwer mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ihr Geist ist leer und ihr Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht.
Dann kam Sanjay Sehgal auf eine Nat-m.-Patientin zu sprechen, die einen erhöhten Prolaktinspiegel, Probleme mit der Schilddrüse, eine Zyste im rechten Ovar und einen Stein in der Harnröhre hatte. Die Frau war eifersüchtig auf die drei hübschen Sekretärinnen ihres Mannes, der Steuerberater war. Sanjay fragte sie, ob es ihr durch Gespräche leichter würde und sie sagte ja. Er nahm dafür die Rubrik: Sprechen - amel. die Beschwerden - langes, fortgesetztes Sprechen amel.
Ein weiterer Patient litt unter starken Kopfschmerzen. Es bestand eine starke Lichtempfindlichkeit, er wollte seine Ruhe haben, im Dunkeln sein und im Bett liegen. Zuerst wurde Nux vomica verabreicht, beim Follow-up wurde die Potenz erhöht, was auch keine Besserung brachte. Bei der erneuten Anamnese kam Folgendes heraus: der Patient kann kein Licht oder Lärm tolerieren, möchte richtig schlafen können und seine Ruhe haben. Zur Lösung des Falls wurden folgende Rubriken benutzt:
- Stilles Wesen - Geräusche sind unerträglich
- Stilles Wesen - Licht ist unerträglich; helles
- Bett, Verlangen im Bett zu bleiben
- Still sein, seine Ruhe haben; möchte - Ruhe und Stille; verlangt nach
Vorgestellt wurde der Fall eines Mädchens, das fast drei Jahre alt war. Sie hatte seit zehn Tagen Husten. Bekam Hustensirup und allopathische Mittel – ohne Wirkung, weswegen die Eltern zum Homöopathen gingen. Sie weinte beim Eintreten in die Praxis. Die Mutter versuchte das Kind zu trösten. Es saß bei ihr auf dem Schoß und schaute ganz apathisch vor sich hin. Sie gab keine Antwort auf die Fragen. Tagsüber war sie aktiv, aber abends stumpf. Sie aß nichts mehr, trank nur einen Schluck, fragte nachts nach Wasser und hatte einen harten Stuhlgang. Das heilende Mittel war Gelsemium.
Dann sprach Yogesh Sehgal von einem Kind, das erkältet war. Der Schnupfen war erst wässrig, dann war die Nase verstopft. Es hatte wenig Appetit, wollte nicht beim Vater bleiben, sondern nur bei der Mutter. Es war sehr emotional und weinte bei Kleinigkeiten. Es wollte volle Aufmerksamkeit von der Mutter haben. Es mochte gerne massiert und umarmt werden. Das heilende Mittel war Pulsatilla wegen der Rubrik: „Getragen - will getragen werden – gestreichelt“ und „Bett - will im Bett bleiben“.
Am Ende des Seminars wurden noch die restlichen Mittel aus der Rubrik „Cautious“ besprochen sowie zwischen den Mitteln Causticum und Mercurius differenziert