18.10.2012 Seminarbericht Oktober 2012 Bad Boll

Sehgalseminarbericht Bad Boll Oktober 2012

Yogesh Sehgal stellte den Fall einer 63 Jahre alten Patientin vor, die unter Schulterschmerzen litt, Schwierigkeiten beim Heben von leichten Gegenständen im rechten Arm hatte, über Schweregefühl im Kopf klagte und immer müde war. Weil sie nicht mehr arbeiten konnte, übernahm ihre Tochter die Hausarbeiten. Als einziges allopathisches Mittel nahm sie Blutdrucktabletten, weil ihr vom Arzt gesagt wurde, dass sie irgendwann gelähmt sein würde. Bei niedrigem Fieber nahm sie keine Globulis, weil sie das für nicht notwendig hielt. Wurde sie krank, dann sollte sich jemand neben ihr setzen. Auffallend war, dass sie während der Anamnese immer wieder lächelte. Belladonna beseitigte ihre Beschwerden.

Danach wurde der Fall eines Mannes vorgestellt, der Hautausschläge im Nacken hatte. Darauf wurde er immer wieder von seinen Mitmenschen aufmerksam gemacht wie z.B. von seinem Friseur oder Personen, die im Bus hinter ihm saßen. Gegen das Jucken nahm er nur Vaseline. Im Sommer wuchs der Ausschlag und im Winter ging er weg. Schmerzen hatte er nur beim Kämmen und deshalb vermied er die Berührung mit diesen Stellen. Jetzt sah er bei einem Freund, dass sich der Hautausschlag auf andere Körperteile ausgebreitet hatte, und bekam nun Angst, dass sich er zum Gesicht hin ausbreitete. Opium war das heilende Mittel wegen der „Furcht vor Extravaganz“.

Eine 56 Jahre alte Frau, die in einem Blutspendezentrum arbeitete, mochte die schönen Dinge des Lebens und wollte von glücklichen Menschen umgeben sein. Sie hatte für sich ein Haus gebaut, worin nur sie allein leben wollte. Ihre erwachsenen Kinder sollten außen vor bleiben, nur in Notfällen würde sie sie in ihrem Haus aufnehmen. Ihre Sorge war, dass sie bis 70 Jahre arbeiten müsste, damit sie ihr Haus abzahlen konnte. Die schlechten Dinge, die in der Welt passieren, erschreckten sie sehr. Da fühlte sie sich hilflos. Sie sagte: „Ich bin nicht gut genug, um zu kämpfen.“ Sie war feige und schickte immer andere Personen vor. Sie würde gerne anderen helfen, möchte aber nicht die Verantwortung tragen. Ihre Beschwerden waren Kopfschmerzen, Fußschmerzen links, Vitiligo und ein Myom im Unterbauch. Sie wollte Globulis nur gegen die Kopfschmerzen und Fußschmerzen haben. Mit dem Myom, behauptete sie, könne sie gut leben und der Vitiligo würde sowieso nicht besser werden. Sie bekam Arsenicum album. Die entscheidende Rubrik war: „Qualvolle Angst von brennenden Hautausschlägen“ (Anguish from burning eruptions).

Vorgestellt wurde dann ein Fall einer 34-jährigen Frau. Seit ihrer Kindheit wurde sehr leicht zornig. Seit letztem Jahr wurde es immer schlimmer, so dass sie über jede Kleinigkeit zornig wurde. Wenn sie ihren Zorn nicht herausbringen konnte, dann weinte sie. Sie war gleichgültig geworden und mit nichts mehr zufrieden. Sie litt sehr unter dem Abbruch des Kontaktes zu ihrer besten Freundin nach deren Heirat. Sie war sehr empfindlich gegenüber Bemerkungen von ihrem Vorgesetzten. Sie fragte sich: „Warum hat Gott mir so einen Sohn, Vorgesetzten und Freunde gegeben?“ Zuerst wurde Sepia gegeben, aber letztendlich war das heilende Mittel Helleborus. Es folgten dann Differentialdiagnosen zwischen Helleborus und Sepia sowie zwischen Sepia, Cocculus und Argentum nitricum.

Sanjay stellte am Freitag Nachmittag einen Fall vor von einer Frau mit hohem Blutdruck, Schilddrüsenüberfunktion und Nackenproblemen. Auf seine Fragen was sie habe, antwortete sie entweder nur: „Cervikal!“ oder „Da muss ich meinen Mann fragen“. Ihr momentanes Hauptproblem waren die Schmerzen in den Händen habe und sie fragte sich: „Was ist mit meinen Händen los?“ Mit den Rubriken: „Mathematik, Unfähigkeit zur“„Leichtgläubig“, „Naiv, aber sehr intelligent“ und „Glücksspiele, Spielleidenschaft“ löste er den Fall und sie bekam Belladonna.

Danach kam ein Belladonna-Fall von einer Frau die über das Knacken und Steifheit in den Fingern klagte. Sie schaute während der Anamnese immer wieder ihren Mann an. Sie wollte sofort herauskommen aus der Krankheit.

Anschließend wurde ein Video von einem Kind vorgestellt, das u. a. aus Langeweile den Fuß gegen die Tischbeine schlug und immer Fernsehen wollte. Mit den Rubriken: „Neigung Geräusche zu machen“, „Sprechen vom Geschäft“, „Will schnell getragen werden“, bekam das Kind Belladonna.

Dann stellte er ein Video von einer Belladonna-Frau vor, die während des Gesprächs die Zunge kurz heraus streckte. Mit Hilfe der Rubrik: „Zaghaftigkeit schnalzt mit herausgestreckter Zunge“ (Timidity; sticks tongue out, smacks tongue) löste er den Fall.

Dann kam er auf einen Fall eines Bahnbeamten zu sprechen, der Lautsprecherdurchsagen auf dem Bahnhof machte. Sein Problem war jetzt, dass er durch eine Erkältung die Stimme verloren hatte. Er konnte nur noch sehr leise sprechen, man hörte ihn fast nicht. Sein Arzt sagte, wenn es nicht besser wird, dass er dann operiert werden müsste. Er befürchtete, dass wenn er in acht Monate seine Stimme nicht wiederhergestellt würde, er dann pensioniert werden muss. Er war sehr traurig darüber. Das heilende Mittel war Sulphur. Eine der verwendeten Rubriken war: „Traurigkeit über seine Krankheit“.

Interessant war der Fall eines 24-jährigen Architekten, der idealistisch veranlagt war. Er stand auf dem Standpunkt, dass man zuerst die Kunden zufriedenstellen müsse und dann erst das Geld nehmen dürfe. Er wollte nicht so wie die Anderen sein, sondern etwas ganz Besonderes. Sein Hauptproblem war, dass er seit acht Jahren unter blutenden Hämorrhoiden litt, die nur dann auftraten, wenn er Junkfood gegessen hatte. Das heilende Mittel war Phosphorus wegen der Rubriken: „Wahnideen, er würde zu hoch sitzen“; und „Wahnideen, er sei vornehm“.

Danach ging es um den Fall einer Ärztin. Ihr erster Satz war: „Ich bin nicht kompatibel.“ Sie litt unter permanent leichtem Fieber zwischen 37 und 38 Grad Celsius und hatte Angst vor Krebs. Die Ärzte waren ratlos, weil die Ursache dafür nicht gefunden werden konnte. Sie hatte Rückenschmerzen, die bis zum Nacken hoch und ins Bein ausstrahlten. Ihre Hautausschläge verströmten einen unangenehmen Geruch. Sie hatte Angst allein zu sein, wollte getröstet werden und wollte am liebsten wieder Kind sein, um von ihren Eltern getragen zu werden. Das heilende Mittel war Phosphorus. Im Anschluss daran wurde zwischen Phosphorus und Carcinosinum differenziert.

Am Sonntag morgen stellte Yogesh die englischsprachige Software „Seigal Expert System“ vor, worin man u.a. von Patienten häufig benutzte Sätze eingeben, danach auf die entsprechenden Rubriken verwiesen wird und so zum richtigen Mittel geführt werden kann. Außerdem sind die Volltexte der 15 Sehgal-Bücher durchsuchbar. Des weiteren werden auch einige Rubriken in Form von Videos oder Powerpoint-Folien erläutert. Gelöste Fälle werden vorgestellt und eigene schwierige Fälle können zwecks späterer Lösungsvorschläge ins Netz gestellt werden.

Danach wurde der Fall eines 78 Jahre alten Mannes vorgestellt, der auf dem linken Ohr schlecht hörte, an den Augen operiert wurde und nachts seit einem Jahr ohne Tabletten nicht mehr schlafen konnte. Er hatte große Angst vor der inneren Aggression und unterdrückte sie. Er war früher Lehrer und konnte die Klasse während des Unterrichts nicht zur Ruhe bringen, weil er äußerlich keine Regung zeigte, während die Schüler ihn ärgerten. Er spielte leidenschaftlich gerne Saxophon und spielte im Keller nur so laut, so dass er die Nachbarn nicht störte. Er bat Yogesh um ein gutes Mittel gegen die Schlafstörungen. Der Fall wurde mit Platin teilweise gelöst, da er immer noch nicht ohne Tabletten gut schlafen kann. Die Rubriken, die er zur Lösung des Falls benutzte waren: „Idealistisch“, „Feigheit“, „Verbittert“ sowie „Klagen mit Traurigkeit“-

Dann zeigte Yogesh wie man Fälle bei Kindern löst. Wichtig ist es zu beobachten, wie das Kind sich verhält, was es sagt und was es tut. Er gab Beispiele wie Tarentula- und Tuberculinum-Kinder sich verhalten.

Am Nachmittag zeigte Sanjay ein Video von einem ruhelosen Tarentula-Kind, das auf Fragen nicht antwortete, mit seinem Kopf gegen die Wand schlug und sich nur beruhigen ließ mit Musik aus dem Handy seiner Eltern.

Dann stellte er einen Fall von einem Ehepaar vor, das unter der Unfruchtbarkeit der Frau litt. Sie waren wohlhabend und hatten (fast) alles, was man sich wünschen konnte. Sie war verbittert und wollte mit allen Mitteln ein Kind haben. Auffallend war, dass die gebildete Ehefrau auf die ungebildeten Weiber neidisch war und sie beschimpfte, weil sie Kinder kriegen konnten, aber sie nicht. Sie hatte auch einen Hass auf die allopathische Medizin entwickelt. Die Rubriken, die zu dem heilenden Mittel Nitricum acidum führten waren: „Neid, Habgier und Hass“, „Verbittert, Fluchen“ sowie „Wahnidee von Reichtum“.

Schließlich wurde der Fall eines Mannes aus der Armee vorgestellt, der sich einer Herzoperation unterziehen musste und deswegen beruflich verändern wollte. Sein Vorgesetzter lehnte aber sein Ersuchen ab, so dass er in der Armee bleiben musste. Darüber war er verbittert und veränderte sein Verhalten. Der Fall wurde mit den Rubriken: „Geheimnistuerisch“, „Verbittert“ und „Wahnidee von Reichtum“ gelöst. Sanjay erwähnte dabei auch die Singlerubrik: „Fahren amel.“, worunter zu verstehen ist, dass man sich nur dann wohlfühlt, solange man als Fahrer am Steuerrad die volle Kontrolle hat – im übertragenen Sinne fühlte sich der Patient sicher, solange er die volle Kontrolle hatte. Zum Schluss wurden die Rubriken des Mittels Nitricum acidum nach Themen geordnet vorgestellt.