31.05.2016 Himalaya-Schule Modul 3 April/Mai 2016

Yogesh Sehgal vom 29.4.-1.5.2016 Dobelhaus, Bad Boll

Zusammenfassung des Moduls 3 – der Sehgalmethode

Die Himalaya-Schule in Bad Boll bietet 7 Module zum Erlernen der Methode von Dr. M.L.Sehgal an. Die Referenten Dres. Sanjay und Yogesh Sehgal entwickeln die Methode ihres Vaters weiter und lehren sie über unsere Grenzen hinaus in Europa und Israel. In diesem Entwicklungsprozess wird uns die wahre Kunst der Homöopathie immer wieder aufs neue präsentiert. In sehr anschaulichen Seminaren bietet die Heilpraktikerin Eva Lang im Wechsel mit den beiden o.g. Referenten diese Weiterentwicklung der Homöopathie Samuel Hahnemann`s an.
Weshalb noch eine homöopathische Methode?
Die klassische Homöopathie, oftmals sehr zeitaufwendig, für Behandler wie für Patienten, sollte effektiver und schneller handzuhaben, nachvollziehbar in der Verordnung, sowie in der Wirkung rascher und sicherer werden. Das hatte sich Dr. M.L. Sehgal zum Ziel gesetzt und deshalb an einer neuen Methode zur Fallaufnahme und Verordnung gearbeitet und geforscht.

Im Modul 3 arbeiteten wir weiter an den Grundlagen der klassischen Homöopathie und wurden in die Kunst der Fallaufnahme nach Sehgal sowie mit dem erweiterten Verständnis der Geistes- und Gemütsrubriken vertraut gemacht.
Eva Lang erläuterte die Hering`sche Regel sowie deren Bedeutung für den Heilungsverlauf, worauf sich auch die Sehgalmethode bezieht. Sie gibt uns wichtige Anhaltspunkte, wie Heilung zu verlaufen und wie sie zu bewerten sei. Die Biografie Konstantin Herings zeigt dessen Entwicklung vom Vertreter der Allopathie zum Anhänger der Homöopathie. Durch seine Selbstversuche mit dem Gift der Buschmeisterschlange „Lachesis“ wurde er zu einem überzeugten Homöopathen.
Anhand des Organons erarbeiten wir uns die „§§ 29-60 in Gruppenarbeit und präsentierten unsere Ergebnisse im Plenum. Mit dem Wissen der klassischen Homöopathie ist es möglich, gut in die Sehgalmethode einzusteigen.

Im Unterschied zur Klassischen Homöopathie werden hier ausschließlich die Geistes- und Gemütssymptome aufgenommen. Die Krankheit beginnt im Geiste und manifestiert sich dann in den Organen. Sehgal vergleicht das Zentrum eines Landes, nämlich seine Hauptstadt, mit dem menschlichen Geist. So wird auch der Mensch vom Zentrum, nämlich seinem Geist, beherrscht. Wille, Verstand und Gedächtnis regieren die Emotionen.

In der Sehgalmethode gelingt es durch die Konzentration auf die Geistes- und Gemütssymptome des Patienten, die homöopathische Fallaufnahme zu vereinfachen. Sie wurde deshalb zum Herzstück dieser Methode. Durch zielgerichtete Fragestellung und präzise Beobachtung demonstrieren sie auf beeindruckende Weise ihre Art der Fallaufnahme. Das findet man so bei keinem homöopathischen Lehrer. Zielsicher und mit weniger Zeitaufwand gelingt es ihnen so, das heilende Mittel für den Patienten zu finden. Speziell ist dann auch die Auswahl der Potenz und die Häufigkeit der Mittelgabe.
Drei wesentliche Dinge stehen im Vordergrund:
Die genaue, vorurteilslose Beobachtung und Befragung des Patienten. Zu häufig unterliegen wir dem Fehler, etwas in den Patienten hinein zu interpretieren – was dann zu falscher Mittelwahl und damit zu Misserfolg in der Verschreibung führt. Der Patient äußert, dass er eine „Erleichterung“ seiner Beschwerde oder etwas „weg haben“ möchte, wie z.B. seine Akne. Was ist der Grund, der hinter diesem Wunsch steckt? Wenn wir glauben es zu wissen und deshalb nicht nachfragen, folgen wir einer falschen Fährte. Der Patient muss es uns sagen, denn es gibt verschiedene Gründe weshalb er die Krankheit loshaben möchte. Vielleicht will er das Leben endlich wieder genießen oder er muss arbeiten, möglicherweise will er seine Angehörigen nicht weiter belasten. Sogar seine Besorgnis, es könne nie mehr weg gehen oder sich sogar ausbreiten, könne vorliegen. Vier Motive – die vier unterschiedliche Mittel andeuten.

So führte uns Yogesh sehr exakt und genau in seine Art der Fallaufnahme vor. Dabei betont er, daß er nicht sofort auf die Krankheit zu sprechen komme sondern er versuche vielmehr, in Kontakt mit dem Patienten zu kommen, um ihn zu verstehen. Danach möchte er immer wissen, „weshalb“ der Patient jetzt und heute gerade kommt. Warum er nicht gestern schon gekommen ist oder vor einem Jahr und weshalb er nicht noch warten könne. Durch die Beantwortung dieser Fragen erhält er wertvolle Hinweise für die Repertorisation. Gezielt versucht er durch seine wachsame und einfühlsame Fragestellung eine emotionale Reaktion beim Patienten auszulösen.
Yogesh erklärt, was er unter der Rolle eines Mittels versteht. So kann es den verlorenen Ehemann zwar nicht zurückbringen, aber der Schmerz kann gelindert und so der Verlust leichter ertragen werden. Das kommuniziert er auch mit seinen Patienten.
Daneben liegt Yogesh die Fallaufnahme mit Kindern besonders am Herzen. Dazu demonstrierte er in seinen Videoaufnahmen, wie er versucht, offen und freundlich Kontakt zum Kind aufzunehmen. Er beobachtet es sehr genau und befragt dazu auch die Eltern.

Neben der Theorie wurden auch die folgenden Arzneimittel besprochen. Dabei geht es weniger um spektakuläre seltene Mittel als darum, die bekannten genauer kennenzulernen.

Gelsemium wie es jeder kennt, ist gekennzeichnet durch Stumpfheit, Schwäche und Schwindel. Wir wurden neugierig, welche Gemütssymptome uns auf die Spur des Gelsemiumpatienten führen würden.

Aloe – das Wundermittel der heutigen Zeit, wird äußerlich angewendet, innerlich eingenommen und wurde so für einen lukrativen Markt erschlossen. Was führt nun zur homöopathischen Verschreibung von Aloe und weshalb wird es ausgerechnet zu Cocculus differenziert?
Beide, Aloe und Cocculus, akzeptieren in gewisser Weise aber auf unterschiedliche Art ihre Krankheit. Der eine Patient erkennt alles und kann sich aber nicht bewegen, während der andere sich in sein Schicksal fügt. Die Hoffnung auf eine ausgleichende Gerechtigkeit lässt Aloe seine Krankheit oder seine Konflikte ertragen.

Cocculus wurde als ein hervorragendes Mittel für die ältere Generation herausgearbeitet.
Mit seiner Sorge um die Angehörigen geht das Mittel weit über die Verordnung „Folgen von
Pflege von Angehörigen“ hinaus. Besonders zu beachten ist, dass das Mittel sich tatsächlich auch in seiner Wirkung beim Patienten als sehr träge erweist. Sie erkennen alles, aber sehen keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Dafür gibt es eine Rubrik im Repertorium.

Podophyllum das pflanzliche Quecksilber – oder Maiapfel wirkt auf den Gastrointestinaltrakt, bei Zahnungsbeschwerden und Reisedurchfällen. Auch hier tritt eine große Schwäche „der Torpor“ auf. Wie ein Leck strömt die Energie aus dem Körper.

Lachesis wurde nicht zum ersten Male präsentiert. Aber jedes Mal lernen wir neue Fassetten dieses Mittels kennen, ohne deren Kenntnis man nicht auf Lachesis gekommen wäre. Denn „man sieht nur das, was man kennt“. Manchmal zeigt uns der Patient nur einen winzigen Ausschnitt, diesen zu verstehen gelingt durch die erweiterte Kenntnis und Interpretation der Rubriken.

Die Rubrik „Verlangen nach Licht“ wurde zum ersten Male von ML. Sehgal überhaupt in den Focus genommen und beinhaltet Mittel wie Belladonna, Gelsemium, Aconitum, Stramonium u.a. Alle haben ein Verlangen nach Licht. Und dennoch sind sie sehr verschieden. Eva Lang differenzierte diese Mittel für uns.

Ein sehr gelungenes Modul, informatives und für die Praxis bereicherndes Seminar, das im Herbst mit Sanjay Sehgal und Eva Lang fortgesetzt wird.

Vielen Dank an Yogesh und Eva.