19.10.2016 Himalaya Sehgal-Schule Modul 4 Oktober 2016

Himalaya-Sehgal-Schule Modul 4 mit Sanjay Sehgal und Eva Lang

Drei Tage lang erlebten wir bei herrlichem Herbstwetter in dem sehr schönen Dobelhaus in Bad Boll wie Dr. Sanjay Sehgal und Eva Lang uns - basierend auf der klassischen Homöopathie - die Sehgalmethode wieder ein großes Stück näher brachten.

Bevor ich mit einer Zusammenfassung des 4. Moduls beginne, ein paar Sätze zu dieser „Revolutionierten Homöopathie“ von Dr. ML Sehgal, damit auch Neulinge angesprochen werden und sich orientieren können.

Die Sehgalmethode orientiert sich natürlich an der klassischen Homöopathie S. Hahnemanns.
Es gibt allerdings einige Besonderheiten, die trotzdem im Einklang mit Hahnemann stehen. (Siehe Org.§§ 211-213) So werden in der Sehgalmethode zur Mittelfindung ausschließlich die Rubriken aus dem Kapitel Geist und Gemüt zur Repertorisiation herangezogen. (Nachzulesen in der Literatur zur Sehgalmethode).
Das Gemüt nehmen wir schon immer “sagen einige „so geht das nicht“ die anderen. In der Realität unterscheiden sie in ihrer Arbeit aber nicht zwischen körperlichen und geistigen Symptomen, sondern repertorisieren beides gleichzeitig. Man wird bei der Mittelfindung nach Sehgal nur dann erfolgreich verschreiben können, wenn ausschließlich die geistigen Symptome repertorisiert werden und man die Bedeutung durch richtige Interpretation auch verstanden hat. Das ist das Geschenk, das wir Dr. ML. Sehgal mit seiner Revolutionären Homöopathie verdanken. Seine Söhne lehren uns seither die Sehgalmethode weiter.

Es ist einmal die Interpretation dieser Rubriken, die zu einem neuen Verständnis der Mittel führen und zum zweiten die Verlaufsbeobachtung mit richtiger Auslegung der Ausscheidungsreaktionen. Deren zeitliche Abfolge nach Gabe eines Mittels wird genau beschrieben. So werden auch in besonderer Weise zunächst nur niedrige Potenzen ( C 6 oder C 30) in Einmalgabe verabreicht und der genaue Verlauf ab Einnahme des Mittels beobachtet. Beeindruckend ist auch die Präsentation durch die transparente Vermittlung der Vorgehensweise. Dieses Geheimnis, wie genau die Repertorisation zum Mittel führt, erfahren wir sonst sehr selten.
Noch ein Satz dazu, welche Gemütssymptome relevant sind:
In die Repertorisation werden nur Symptome aufgenommen, die „present“ „persistent“ und „predominated“ - gegenwärtig also aktuell, anhaltend und hervorstechend sind. Die Kunst ist es, das herauszufinden.

Wie auch in den Modulen1-3 der Himalaya-Schule besteht ein Teil des Inhalts aus der Theorie der klassischen Homöopathie mit Kapiteln aus dem Organon von Hahnemann, den Arzneimittellehren und Repertorien von Hahnemann, Kent, Hering, Boericke, Phatak und anderen.

Auf dem Oktober-Programm standen:
„Kent`s 12 oberservations“ sowie die Arzneimittel Cina, Chamomilla, Stramonium, Rhus-t. und Lycopodium mit ausgewählten Rubriken.
Es geht nicht darum nur neue oder seltene Mittel kennenzulernen, sondern um das Verständnis der Rubriken auch weitgehend bekannter, auch so genannter kleiner Mittel. „Diese Mittel kenne ich doch schon alle“ auch da werden Sie staunen, was Sie alles noch nicht wissen und wie eine neu erschlossene Gemütsrubrik Sie endlich zum richtigen Similum führt.

Nun zu Kent: Er nimmt das Haus als Symbol für den menschlichen Körper, der viele Funktionen zu erfüllen hat und deshalb auch gepflegt, gereinigt sowie mit Energie versorgt werden muss. Ohne Ordnung, Sauberkeit, Reinigung und Energie verkommt unser Körper, das Haus, indem wir wohnen. Krankheiten siedeln sich an und der Mensch wird krank bzw. verfällt.

Die Beobachtungen von Kent nach der Gabe eines Mittels zeigen uns, wie die Reaktion der Dynamis ist, ob ein Mittel gut oder schlecht bzw. gar nicht gewirkt hat, die Potenz zu hoch, zu niedrig angesetzt oder genau wichtig war.
Das kann man bei Kent nachlesen oder im Seminar erfahren.

Auch in der Sehgalmethode wird genau beschrieben, wie die Wirkung eines Mittels zu beurteilen ist und welchen Verlauf sie nehmen muss.
Um einen gute Heilung zu erzielen, ist eine chronische Krankheit in eine akute überzuführen.
Eine positive Wirkung muss demnach von innen nach außen und von oben nach unter verlaufen, wie wir es bei Hering beschrieben finden, im Modul 3 wurde es behandelt.
Nach Sehgal muss der geschwächte Körper erst einmal Energie sammeln, um überhaupt reaktionsfähig zu werden. Durch erholsamen Schlaf und geregelten Appetit schöpft der Körper Kraft. Funktionierender Stuhlgang, Urin- und sonstige Ausscheidungsreaktionen bewirken, dass Toxine eliminiert werden. Erst dann kann der Kampf gegen die Krankheit beginnen. Eine niedrige Potenz schafft Energie, die höhere ermöglicht es, Toxine abzusondern.

Nun ein kleiner Abriss der behandelten Mittel, mit Erschließung der Gemütsrubriken. Durch deren Studium und Verständnis wird die Verschreibung um ein vieles sicherer und erfolgreicher.

Cina wurde 1830 entdeckt und wird klassisch als Wurmmittel verordnet. Nach der Sehgalmethode eignet es sich auch als Mittel für die Behandlung von schwierigen, verhaltensauffälligen Kindern. Sie können im kranken Zustand weder beruhigt werden, noch bessert es, wenn man sie herumträgt. Legt man sie über die Schulter, dann lindert der harte Druck die Beschwerden. Legt man sie ab, beginnen sie wieder zu schreien. Sie sind überempfindlich, gestresst, unzufrieden und launenhaft. Das Kind mag zwar nicht berührt aber getragen werden. Wie geht das? Indem man sie fest anpackt. So lassen sie sich tragen.

Chamomilla – noch so ein „reizbares Mittel“, das sich von Cina dadurch unterscheidet, dass hier die Nerven betroffen sind. Das äußert sich in großer Schmerzempfindlichkeit (in 40 Schmerzrubriken enthalten). Sie wollen schnell getragen werden, lehnen Trost und Annäherung ab. Sie dulden weder eine Unterbrechung noch Widerspruch. Verbindet man die Rubriken „Zorn bei Berührung“ und „Zorn bei Trost“ so sind wir bei Cham. Sanjay zeigte uns in einer Lifeanamnese wie sich das Cham.-Kind während der Fallaufnahme gebärdete. Anschließend übertrugen wir dieses Verhalten in die Gemütsrubriken des Repertoriums.

Carbo-v. die Holzkohle ist ein Produkt unvollständiger Verbrennung. Aus Erfahrung wissen wir, dass Holzkohle schlecht brennt und durch Hinzufügen von Sauerstoff angefacht werden kann. Auf körperlicher Ebene kommt es zu auch hier durch unzureichende Verbrennung zu Auftreibung und Gasbildung.
Auf der Gemütsebene ist der Zorn für Carbo-v. charakteristisch, körperlich fühlt er sich schwach und frostig. Wie kann ein schwacher Mensch überhaupt Zorn produzieren, wird gefragt. Um zornig zu sein braucht man nicht viel Energie, das ist man einfach. Auch geschwächt kann man zornig sein.
Es gibt eine Singlerubrik von Carbo-v. „Klammert sich an - Ruhelosigkeit, mit“ die uns von Sanjay erklärt und vorgeführt wird.

Rhus tox. – Die Themen sind, Überanstrengung, Verletzung und Hautgeschichten.
Eva Lang weist auf die Singleerubrik „Abergläubische Furcht“ hin und erklärt die Bedeutung von Aberglaube und Furcht. Patienten zeigen oft eine Art magisches Denken, in dem sie Gegenständen oder Situationen eine besondere Bedeutung oder Kraft zuschreiben.
Bei Beschwerden der Muskeln oder der Knochen stoßen wir auf die Gemütsrubrik, der Körper sei aus Holz. Das äußern Patienten manchmal sogar wörtlich, „ich hab das Gefühl mein Bein ist so steif oder unbeweglich wie Holz“. Eine gewisse Starre im Geist und im Körper führt uns zu dieser Rubrik. Sie mögen auch keine guten Ratschläge. Wir finden bei rhus-t weniger eine Sorge als eine große Ängstlichkeit um seine Familie. Zu beachten ist dabei, dass Sorge und Angst nicht gleich zu setzen sind.

Über Stramonium sagt Sanjay, „ein wunderbares Mittel, für jede Rubrik von Stramonium könnte ich euch viele Fälle nennen“. Heute lag der Schwerpunkt auf „Geziertheit“ und wie wir sie beim Patienten erleben. Charakteristisch ist auch die Furcht in der Dunkelheit, vor Fremden und seine Gleichgültigkeit gegen Leiden. Im Zustand der Gleichgültigkeit ist eine gewisse „Spannungslosigkeit“ beim Patienten zu beobachten. Im Video erlebten wir einen Patienten mit schwerem Stottern, der sich durch diese Störung kaum betroffen zeigte. Obwohl Geschäftsmann, machte ihm dieser enorme Sprachfehler offensichtlich kaum etwas aus. Sie werden fragen, weshalb er denn dann zur Behandlung gekommen ist.
Er kam nicht von sich aus – seine Eltern brachten ihn. Verbindet man diese Rubrik mit Geziertheit, so steht an erster Stelle Stramonium. Diese schwere Sprachstörung wurde mit Stramonium ausgezeichnet gebessert.

Eva Lang stellt zum Ende des Seminars noch ein allseits bekanntes Mittel vor. Jeder Homöopath glaubt, es gut zu kennen nämlich Lycopodium. Verstehen Sie die Bedeutung der Rubrik „Geziertheit in Worten“ oder haben Sie „Ehrgeiz setzt alle erdenklichen Mittel ein“? in Ihre Repertorisation schon einmal mit einbezogen? Es ist sowohl in „Diktatorisch“, in „Machtliebe“ wie in der Rubrik „spricht im Befehlston“ zu finden. Sanjay erweiterte unser Verständnis durch eine weitere Rubrik.
Das Video zeigte er uns den schwierigen Fall eines Jungen mit narkotischem Syndrom. Während der Anamnese erhielt Sanjay von dem Jungen nur vage und nebulöse Antworten. Ein verwöhnter Bengel, der sich jeglicher Verantwortung, auch sich selbst gegenüber, entzog und seine Eltern tyrannisierte. Sanjay entschlüsselte für uns die Rubrik „Antworten ausweichend“. Lyc-Kinder sind oft Kinder, die Angst vor Autoritäten haben und andere schikanieren und herum kommandieren.

Vielen Dank an die Referenten
Eva Lang und Sanjay Sehgal