13.05.2018 Sehgal-Seminar Mai 2018

Zusammenfassung des Seminars mit Y. Sehgal vom 5. - 6. April 2018 Dobelhaus Bad Boll

Das umfangreiche und intensive Mai-Seminar 2018 mit Yogesh zeigte uns, wie präzise und effektiv er die „Revolutionierte Homöopathie“ seines Vaters umsetzt. Dabei die Kunst der Fallaufnahme, Fallmanagement sowie die Interpretation der Geistes- und Gemütsrubriken erweitert und sich dabei exakt an die Regeln des Organons hält. Die Sehgalmethode steht somit nicht im Widerspruch zu Hahnemann. Für jeden, der die Gemütsrubriken intensiver kennenlernen möchte, ist deshalb die Sehgalmethode sehr zu empfehlen, denn das Geist/Gemüt wird nicht nur ergänzend herangezogen, sondern ist ausschließlich Bestandteil der Repertorisation. Neue Teilnehmer sind immer herzlich willkommen, denn für diese Methode lohnt es sich noch viele Anhänger zu finden!
Das neue Repertorium
Yogesh stellte sein neuestes Buch vor, in dem er sich ausschließlich auf die Rubriken der alten Meister wie Hahnemann, Kent, Boericke usw. bezieht und neuere Autoren außen vorlässt. Von vielen Rubriken oder Mitteln fehle die Quelle oder sie seien fehlerhaft zusammengefasst worden. Das führe oft zu Fehlern bei der Repertorisation. Die Methode werde sicherer und einfacher, wenn er sich auf diese Rubriken und Mittel beschränke. Ein Blick hinein lohnt sich.
Arzneimittelbilder gibt es so in der Sehgalmethode nicht. Wir werden geschult, die Äußerungen des Patienten und sein Verhalten genau wahrzunehmen und dann in die entsprechenden Rubriken zu übersetzen. So werden anhand der Geistes- und Gemütsrubriken charakteristische Eigenschaften eines Mittels herausgearbeitet und kennengelernt. Das ist auch sehr praktikabel, weil eine genaue Repertorisation ausschließlich der Geistes- und Gemütsrubriken den Ausschlag gibt und so zum ähnlichsten Mittel führt, ganz im Sinne des Organons.
Yogesh hat dieses Mal vorwiegend anhand von Fällen dargestellt, wie er die Fallaufnahme gestaltet, die Kunst seiner Fragetechnik erläutert und wie sein Fallmanagement aussieht.
Anhand des Falles einer Krankenschwester mit Thyreoiditis zeigte er, wie wichtig es ist, immer wieder die Frage zu stellen „Was kann ich für Sie tun?“ Wir sollten nicht den Fehler begehen „zu wissen“ was der Patient meint, wenn er etwas sagt oder etwas fragt. Für das Bedürfnis nach Klarheit über ihre Krankheit, nach einer Diagnose, nahm er die Rubrik „Verlangen nach Licht“ und für das Gefühl, dass Cortison schwere Nebenwirkungen zeige, die „Wahnidee Gefahr Empfindung von“. Außerdem trieb sie die Furcht vor Verletzung an, dafür nahm er die Rubriken „Furcht verletzt zu werden“ und schließlich noch die Rubrik „Furcht mit Verlangen zu fliehen“.
Eine Rheumapatientin litt unter starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen und darunter, dass sie nicht mehr arbeiten konnte. Sie wollte keine Allopathie mehr nehmen, weil sie davon Aphten und Entzündungen im Mund bekam. Sie bedauerte sich, weil sie nicht mehr so lange gehen konnte und verweigerte lautstark die ihr angebotene Nahrung. Dafür nahm er die Rubriken „Furcht vor Leiden“, „Bedauert sich selbst“, und eine besonders schöne Rubrik, „Spucken im Zorn“. Spucken meint, mit Kraft etwas herausbringen. Die Erläuterung der Wortbegriffe aus Bedeutungswörterbüchern führt so zu einem tieferen Verständnis eines Begriffes und damit der Rubriken.
Die Hautgeschichte der Patientin führte uns zu einem Mittel, das wir nach Sehgal noch nicht besprochen hatten. Yogesh interessierte sich zunächst dafür, weshalb sie zu ihm kam, wo doch ihre Mutter selbst Homöopathin ist und sie behandelte. „Diese käme halt nicht mehr weiter und habe sie deshalb Yogesh verwiesen.“ Sie litt unter schlechter Stimmung, war unzufrieden mit sich selbst und wie wichtig ihr die Meinung anderer war. Sie fühlte sich nicht geschätzt und wollte, dass die anderen sie so annehmen wie sie ist. Es genügte ihr nicht, wenn ihr das nur „gesagt“ wurde. Sie wollte z.B. schon hören, wie großartig, einmalig sie sei. So stiegen wir in das Mittel ein. Es kristallisierten sich die Rubriken heraus, „Egotismus“, weil sie geschätzt werden wollte und zwar nach ihrer Maßgabe. Sie fühlte sie sich nicht anerkannt, die Rubrik „Wahnidee geschätzt werden würde nicht“ und „Verlangen, großes – guten Meinung anderer, nach der“ und sie wollte, dass man ihr schmeichelt. Wir finden im Repertorium“ nicht nur „Schmeicheln“, sondern die auch die Rubrik „Schmeicheln, Verlangen, dass man ihm schmeichelt. Darin unterscheidet es sich zu anderen Mitteln.
Über einen kleinen Säugling der viel weinte, erhielt Yogesh ein Video der Eltern, das er uns vorspielte. Die genaue Beobachtung des Kindes zeigte, was das Kind auszudrücken versuchte. Auf dem Schoß der Mutter hörte er mit Weinen auf. Sein Blick wanderte hin und her. Sobald er die Aufmerksamkeit vermisste, begann er wieder zu weinen und zwar nach dem folgenden Muster:
Er beginnt langsam zu meckern, dann wird er immer lauter „wie ein Trommler“ bis er laut schreit. „Neigung Geräusche Krach, Lärm zu machen“ und „Aufmerksamkeit möchte, unbedingte“ das ist eine Singlerubrik von Sehgal ergänzend nahm er noch die Rubrik für das Schreie mit „Simuliert krank zu sein“ dazu.
Eine andere Patientin wurde wegen ihres Hustens behandelt. Sie glaubte an die Homöopathie, weil sie der Natur ihren Lauf lassen wollte nach dem Motto, das wird von selbst wieder besser. Aber jetzt brauchte sie Medizin, damit der Husten sich nicht weiterentwickelt. Das kannte sie schon von früher. Das hat sie wiederholt erlebt und davor fürchtete sie sich. Sie befürchtete, dass sie dann die Kontrolle über ihre Beschwerden verlieren könnte. Sie möchte keine Aktivitäten mehr und in Ruhe gelassen werden, ihre Ruhe haben. Weil sie das schon erlebt hat, nahm er die Rubrik „Beschwerden durch Verlegenheit“, für die restlichen Aussagen, gibt es die Rubriken „Beschwerden durch Erwartungsspannung“, „Furcht Erwartungsspannung“, „Furcht vor Schicksalsschlägen“, „Still sein, Ruhe haben möchte“ und für „keine Aktivität mehr“, die Rubrik „Torpor“.
Ein kleiner Exkurs über die Rolle der Homöopathie, deren Aufgabe darin sieht, ein krankes System wieder mit Energie zu versorgen und diese in die richtigen Bahnen umzuleiten. Gesund ist ein Mensch, wenn seine Energien richtig verteilt sind. Wir benötigen die Homöopathie um unser System zu reinigen und Blockaden aufzulösen.
Eine Österreichische Patientin mit einer Krebsdiagnose wandte sich an Yogesh, weil sie „mentale Unterstützung“ brauchte, um ihrer Krankheit zu begegnen. Um den Rest wollte sie sich selbst kümmern! Was meinte sie damit? Sie hatte Angst vor der bevorstehenden Operation und brauchte dazu Unterstützung von Yogesh. Eigentlich wollte sie keine Operation, aber das könnte sie ihrer Familie nicht antun, weil sie nicht vor hatte, in den Armen ihrer Kinder zu sterben. Das hatte sie bei ihrem Vater erlebt, der in ihren Armen gestorben war, und das war schrecklich. Sie sagte zu Yogesh, kümmere du dich um meine Energie, den Rest erledige ich selbst.
Sie wollte also nur Unterstützung, dafür gibt es die Rubrik „Wahnidee ruft um Hilfe“, meint eine Hilfe durch Unterstützung, wenn jemand mit alleine zu Recht kommt, nur für einen Teil braucht er Hilfe und das auch so sagt. Sie gab Anweisung, was der Arzt zu tun hat, dafür gibt es die Rubrik, „Diktatorisch, spricht im Befehlston“, und sie ist „Sachlich Vernünftig“ indem Sie ihr Tun begründete. Außerdem verhielt sie sich „Hochmütig, arrogant“. Die Behandlung bewirkte, dass sie ihre Angst vor der Operation überwand, sich dieser stellte und diese auch gut verlief.
Ein dreijähriges Kind mit akutem Husten und wiederkehrenden Halsinfektionen wurde auf dem Arm der Mutter hereingetragen. Es drehte seinen Kopf vom Arzt weg, Richtung Mutter und wiederholte im Laufe der Behandlung immer wieder den Satz, „Ich will mich nicht hinlegen“. Auch wollte er nicht alleine auf einem Stuhl sitzen. Yogesh bietet den Kindern immer einen Stuhl an um zu sehen, ob das Kind sich auch alleine hinsetzt oder nur bei der Mutter bleiben will. Das ist eine Standardaufforderung von Yogesh, sie dient seiner Differentialdiagnose zu verschiedenen Mitteln.
Der Junge kontrolliert seinen Stuhlgang 4-5 Tage, bis es nicht mehr geht. Auch verweigert er Essen das er nicht kennt. Er nimmt nur langsam Kontakt zu Kindern auf. Nur auf dem Arm der Mutter fühlte er sich sicher und geborgen von da aus fragte er ständig „was ist das?“. Dafür gibt es auch eine schöne Rubrik. Welches ist der Ort, an dem man sich wohl, sicher und geborgen fühlt? Normalerweise ist es das Bett, deshalb die Rubrik, „Im Bett bleiben möchte“ und für das viele Fragen, nahm er „Neugierig, wissbegierig“.
Nach der Mittelgabe besserte sich sein Misstrauen gegenüber Fremden, die Infektneigung wurde heilte etappenweise aus, und er aß von ihm unbekannten Speisen. Welche Rubriken fallen da noch auf? „Misstrauisch, argwöhnisch“, „Furcht vergiftet zu werden“, „Furcht betrogen zu werden“ „Furcht verletzt zu werden“. Dieses Mittel sei das Beste gegen Misstrauen und Eifersucht! Und schließlich wiederholte er beim follow up den Satz „ich will mich hinlegen“ in immer leiser werdenden Ton bis er ihn ganz vergaß!
Yogesh verwies noch auf ein Mittel, das er anhand eines kurzen Falles mit 3 Rubriken veranschaulichte, nämlich den eines Patienten mit Ohrenschmerzen, der sich keine Sorgen machte. Als es nicht besser wurde, kam er wegen eines Mittels. Er konnte seinen Kopf nicht mehr schmerzfrei bewegen und kaute deshalb langsam. Für den Grund seines Kommens gab er die Schmerzen an, die seiner Familie mehr Unbehagen bereiteten als ihm. Wie verhält er sich mit seinen Ohrenschmerzen? Das erfasst die Rubrik „Frivol“, er kaut langsam, „Sorgfältig“ und er hat mehr Angst um seine Familie als um sich, deshalb die Rubrik „Angst um andere“.
Die Mittel können jetzt den einzelnen Fällen zugeordnet werden, aber entsprechen nicht der Reihenfolge der Falldarstellungen!
Pall., Calc.carb., Bar-c,. Stram., Gels., Plat., Hyos., Bell.
Daneben gab es noch viele Informationen zu Differentialdiagnosen und zu anderen Mitteln.
Ein Hinweis zur Differentialdiagnose von Platin und Palladium und worin sie sich unterscheiden
Beide haben einen starken Egotismus und unterscheiden sich in ihrem Verlangen geschmeichelt zu werden, der Sachlichkeit und dem Verlangen nach der guten Meinung anderer.
Zum guten Schluss erarbeiteten wir noch gemeinsame Aspekte von Causticum und Mercurius. Beide Mittel wurden einander mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden gegenübergestellt. So viel noch dazu, Causticum finden wir in der Rubrik Anarchist und Mercurius der Rubrik Revolutionär. Wie unterscheidet sich der Anarchist vom Revolutionär? Der Anarchist lehnt Ordnung für sich ab, der Revolutionär will die Gesellschaft verändern (siehe Fremdwörter- und Bedeutungswörterbuch Duden). Mithilfe dieser Wörterbücher kann man sich eine Rubrik auch selbst erschließen.
Causticum und Mercurius sind so umfassend, dass ich darauf hier nicht mehr eingehe.
Vielen Dank an Yogesh und die Veranstalter
Ursula