11.05.2006 Sehgal - Seminarbericht Berlin vom 11.05.2006 bis 14.05.2006

Auch dieses Jahr zeigten die Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal den Teilnehmern des Seminars in Berlin, wie genial die Sehgal-Methode bei der genauen und treffenden Anwendung der Gemütsrubriken funktioniert. Sowohl in der Sehgal-Methode altbekannte Mittel wie Stramonium wurden vertieft und durch neue Sichtweisen vorgestellt, als auch neue Mittel anhand der Gemütsrubriken vorgestellt und erarbeitet, um so ein tieferes Verständnis der Rubriken und Patientenäußerungen zu entwickeln.
Sanjay Sehgal legte erneut Wert auf die Bedeutung der Fragestellung in der Anamnes und insbesondere darauf, sich mit einer einfachen Aussage des Patienten nicht zufrieden zu geben. Von unschätzbarem Wert sei die Bedeutung der Hintergründe, warum der Patient etwas tue und welche Geisteshaltung ein bestimmtes Verhalten auslöse. Dabei seien auch kleine Informationen oftmals von großer Bedeutung und deshalb für die Mittelfindung von unschätzbarem Wert. Sie würden oft unterschätzt. Weshalb nimmt jemand täglich Vitamin C, geht Joggen, trinkt 2-3 Liter Wasser täglich, auch wenn er keinen Durst verspürt? So erhalten wir Aufschluss über die Hintergründe des Verhaltens und damit über den vorherrschenden Geistes- und Gemütszustand. Neben der Befragung gehöre auch eine gute Beobachtungsgabe, die uns in der Gestik und Mimik des Patienten weitere Informationen offenbare, wie beispielsweise in der Rubrik über das Stirnrunzeln nachzulesen sei.
Paris quadrifolia wurde Lachesis gegenübergestellt, die beide sehr redselig und frivol sind. In der Rubrik "Redselig, Geschwätzigkeit" geben die Unterrubriken weitere Hinweise für die Differenzierung dieser sehr umfangreichen Rubrik. Welches sind die charakteristischen Merkmal der "Redseligkeit" z. B. bei lach., stram., staph. oder par.?
Wie ist die Rubrik"Wahnideen - sonderbar, merkwürdig - Land; als sei in einem fremden" in die Sprache des Patienten zu übersetzen? Wie drückt er das in Worten aus?
Sanjay besprach Cimicifuga, das sehr viel vom Geschäft spricht und im Vergleich zu Hyos. weitere Gemeinsamkeiten aufweist. Welches sind die wegweisenden Unterschiede, denn beide unterliegen auch der "Wahnidee, vergiftet" bzw. "Furcht durch Medikamente vergiftet zu werden"?
Ammonium carbonicum und Sepia wurden differenziert. Sepia hat keine Energie und kann deshalb nichts tun, sie ist "arm". Bei Am-c. dagegen fehlt die "Willenskraft" etwas zu tun, wenn sie äußert, dass sie keine Energie habe. Weitere Differenzierung dieser beiden Mittel verdeutlichten deren Unterschiede.
Dr. Yogesh Sehgal stellte als neues Mittel Aloe vor. Aloe ist in der Klassischen Homöopathie für Stuhlgangsschwierigkeiten und Hämorrhoiden bekannt. Aloe akzeptiert alles als unveränderlich. Dies drückt sich in der Rubrik "Seelenruhe hat sich in sein Schicksal ergeben" aus. Zu dieser Aussage bzw. Sichtweise fällt uns sofort Cocc. ein. Yogesh differenzierte diese beiden Mittel so: Aloe akzeptiert das, was vom Schicksal kommt, er akzeptiert dies als Gottes Wille und erlangt dadurch Seelenruhe. Cocc. dagegen fühlt, er kann es nicht ändern und bringt sich dazu, es zu tolerieren. Aloe ist das mildeste Mittel (milder als Puls. und Cocc.), es reizt ihn nur die Unannehmlichkeit des Leidens. Diese Reizbarkeit zeigt Aloe in der Rubrik "Reizbarkeit durch Schmerzen, während Cocc. wütend durch die "Unterbrechung", die das Leiden verursacht, wird.
Der Fall eines Offiziers wurde vorgestellt, der sich bei einem Sturz einen haarfeinen Bruch im HWS-Bereich zugezogen hatte und nun seit 8 Monaten unter Schmerzen litt. Er nahm Schmerzmittel ein, um seiner Arbeit nachkommen zu können. Die Ärzte versicherten ihm, er werde nach2-3 Monaten wieder gesund sein. Inzwischen waren 8 Monate vergangen und es stellte sich bei ihm das Gefühl ein, unheilbar krank zu sein. Die Behandlung durch Yogesh war seine letzte Hoffnung. Er mochte so nicht mehr leben, hasste sich für seinen Zustand, fühlte sich unnütz und hatte manchmal Selbstmordgedanken. Hier war Lac-c. das Mittel, was geholfen hatte. Folgende Rubriken trafen genau seinen Geist/Gemütszustand:
Verzweiflung in Bezug auf die Genesung
Licht, Verlangen nach
Verächtlich gegen sich selbst
Unfähig seine Pflicht zu erfüllen.
Als weiteres Mittel wurde Rhus toxicodendron mit den Rubriken "Furcht, abergläubische", "Abergläubisch" und " Schreien um Hilfe im Schlaf" besprochen. Anhand zweier Fallbeispiele wurden die Unterschiede zwischen den beiden erst genannten Rubriken herausgearbeitet. Die Rubrik "Schreien um Hilfe im Schlaf" unterscheidet sich von "Schreien um Hilfe" dadurch, dass dem Patienten sein Verlangen nach Hilfe nicht bewusst ist.
Die Teilnehmer nahmen viele neue und wertvolle Informationen mit nach Hause und man darf auf das nächste Seminar der Sehgals in Bad Boll Ende Oktober 2006 gespannt sein.